Fanny Hensel:
Vergessene Komponistin der Romantik

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Saskia Krumbholz  | 26. August 2024

Fanny Hensel, geborene Mendelssohn Bartholdy, war eine der bedeutendsten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts. Geboren am 14. November 1805 in Hamburg und gestorben am 14. Mai 1847 in Berlin, hinterließ sie ein beeindruckendes musikalisches Erbe, das erst in den letzten Jahrzehnten die verdiente Anerkennung findet.

Während meiner Ausbildung habe ich mich in die Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy verliebt, vor allem in die „Lieder ohne Worte“. Erst später entdeckte ich seine Schwester Fanny und begann, ihre Klavierwerke zu studieren. So war das Klavierstück „Abschied von Rom“ für mich ein besonderer Spiel- und Hörgenuss. Doch wer war Fanny Hensel, die mit dem angesehenen Hofmaler der Berliner Akademie der Künste, Wilhelm Hensel, verheiratet war?

Ein Leben im Schatten

Fanny wuchs in einer wohlhabenden und gebildeten Berliner Familie auf. Ihr Vater, der Bankier Abraham Mendelssohn Bartholdy, und ihre Mutter Lea erkannten früh ihre außergewöhnliche musikalische Begabung. Wie ihr jüngerer Bruder Felix erhielt sie eine erstklassige musikalische Ausbildung, unter anderem bei Carl Friedrich Zelter, dem Leiter der Berliner Singakademie.

Trotz ihres Talents und ihrer umfangreichen Ausbildung wurde Fanny von ihrer Familie, insbesondere von ihrem Vater, daran gehindert, eine professionelle Musikerkarriere zu verfolgen. Musik sollte für sie lediglich eine "Zierde" sein, niemals jedoch der Mittelpunkt ihres Lebens. Diese Einstellung spiegelte die gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit wider, die Frauen oft von öffentlichen künstlerischen Karrieren ausschlossen.

Die Sonntagsmusiken

Fanny fand dennoch Wege, ihre Musik zu teilen. In ihrem Berliner Haus organisierte sie regelmäßig die sogenannten "Sonntagsmusiken". Diese privaten Konzerte boten ihr die Möglichkeit, ihre eigenen Werke sowie die anderer Komponisten aufzuführen. Diese Veranstaltungen wurden schnell zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt in Berlin.

Ein beeindruckendes Werk

Fanny Hensel komponierte über 450 Werke, darunter Lieder, Klavierstücke, Kammermusik, Kantaten und ein Oratorium. Besonders hervorzuheben ist ihr Klavierzyklus "Das Jahr", der die zwölf Monate eines Jahres musikalisch darstellt. Erst in ihrem letzten Lebensjahr begann sie, ihre Kompositionen zu veröffentlichen, trotz desWiderstands ihres Bruders Felix.

Ein bewegendes Porträt: "Liebste Fenchel"

Peter Härtlings Romanbiografie "Liebste Fenchel"  hat mich besonders berührt. Härtling zeichnet ein einfühlsames Porträt von Fanny Hensel und beleuchtet ihr Leben im Schatten ihres berühmten Bruders. Der Roman zeigt nicht nur ihre musikalische Begabung, sondern auch die Herausforderungen, denen sie als Frau in einer von Männern dominierten Welt gegenüberstand. Härtling gelingt es, Fannys innere Welt und ihre tiefe Leidenschaft für die Musik eindrucksvoll darzustellen.

Vermächtnis und Anerkennung

Heute wird Fanny Hensel als eine der bedeutendsten Komponistinnen ihrer Zeit anerkannt. Ihr Werk wird zunehmend erforscht und aufgeführt, und sie wird als Pionierin gewürdigt, die trotz widriger Umstände ihren eigenen Weg in der Musik fand.

Fanny Hensels Leben und Werk erinnern uns daran, wie wichtig es ist, die Geschichten und Beiträge von Frauen in der Kunstgeschichte zu entdecken und zu feiern. Ihr Vermächtnis lebt weiter und inspiriert auch heute noch Musiker und Musikliebhaber weltweit.

Notentipp

Beim Furore Verlag, der in seinem Programm ausschließlich Noten und Bücher von und über Komponistinnen aus allen Jahrhunderten führt, hat viele Notenwerke von Fanny Hensel  veröffentlicht.